In den letzten Jahren hatte sich Oppenau durch die Bawü-Open (Baden-Württembergische
Landesmeisterschaft) bei mir schon durch eine sehr einfache Wetterauswahl
eingeprägt:
Man konnte sich aussuchen, ob es regnete oder man im Nebel & Wind sass, das
Wetterpech
war einfach legendär. Doch dieses Mal war die Wettervorhersage ganz anders:
4 Tage lang
kaum ein Wölkchen am Himmel: Sonne satt! Dazu hatte die Stadt Oppenau im
Eiltempo auch
noch einen riesigen neuen Startplatz fertiggestellt, der zur Windrichtung
passte: Das versprach
tolle Tage beim Wettkampf.
(Alle Bilder von Olaf
Peglow : Danke!)
Der nagelneue NordOst Start wird mit etwas Gras grandios!
glückliche Veranstalter
"Bawü-Open"- was ist das denn?
Die Bawü ist aussergewöhnlich im ganzen Wettkampf-Geschehen des
Gleitschirm-Sports, da sie im Rahmen der "Bawü-Airgames"
stattfindet, einem Riesenspektakel rund um die Fliegerei und alles
was sich durch die Luft bewegt oder 'fällt'. Das heisst jede Menge
Zuschauer, Presse, 5 TV-Teams,
Parties und Showprogramm drumherum. Der Wettkampf gerät da fast schon
zur 'Nebensache' ;-)
Es ist auf jeden Fall die ideale Veranstaltung schlechthin, um Eure Freunde,
Nachbarn, Bekannten,
die immer schon mal wissen und sehen wollten, was ihr in Eurer Freizeit so
macht mit dem Thema
Fliegen bekannt zu machen! Also nächstes Jahr vor Pfingsten (immer der
Termin für die Bawü)
druckt einfach ein paar Flyer von der Webseite aus und drückt sie den
Interessierten in die Hand:
Sonntag und Montag sind immer die vielfältigsten Tage!
Wettkampfüberblick
Trotz der vielen Sonne gab es einen Faktor, der uns Flieger
beeinträchtigte: Der starke Ostwind an
allen 4 Tagen. Es gab dann letztlich doch 3 anspruchsvolle Aufgaben (Tasks), die
recht sicher durchgeführt
werden konnten: Die 1.& 3. Aufgabe boten mit weiten Querungen über
den
Talkessel bis zur
Schwarzwaldhochstrasse den Zuschauern das Gefühl in der ersten Reihe zu
sitzen,
sie konnten das
Rennen so fast durchgehend verfolgen. Der 2. Task brachte uns zum Kandel und
bot auch viele
schöne Aussichten auf die idyllische Landschaft des Schwarzwalds!
Der neue NordOst Start
Schwarzwald: tausende weiche Notlandeplätze! ;-)
Oppenau von oben
Wie funktioniert das Ganze eigentlich?
Aber nochmal ganz von vorn: Immer wieder fragen mich
Nicht-Wettkampfflieger, was man eigentlich bei einem Wettkampf so macht.
Also hier nochmal Schritt für Schritt:
Wie werde ich Wettkampfflieger - leicht gemacht! ;-)
1) Anmeldung Das Wettbewerbsfliegen erfreut sich besonders in den letzten 2 Jahre
steigender Beliebtheit. Manche Events wie die Mosel-Open sind in Tagen
ausgebucht. Auch die Bawue ist immer ausgebucht, aber es gibt immer mal die
Chance, dass ein paar Piloten, die angemeldet waren, nicht erscheinen, sei
es, weil das Wetter zu schlecht ist (Dauerregen) oder aber zu gut (diesmal
hatte Hoermanns Wetterdienst ~4 Hammertage um da Pfingstwochenende
angekuendigt, also sind einige OLC-Aspiranten in die Berge gezogen) Man kann
also auch noch auf der Warteliste stehen & drauf spekulieren, dass noch was
frei wird.
Die meisten Wettbewerbe sind FAI-Events, und wenn man in den FAI-Ranglisten
aufgefuehrt werden will, braucht man auch eine FAI-SportLizenz, die man
ueber den DHV bekommt.
2) Vor Ort: FrühBriefing
Morgens findet ein erstes FrühBriefing statt, bei dem bekanntgegeben wird,
wie das Wetter ungefähr wird, und ob alle mit den Shuttles zum Startplatz gefahren
werden. Jeder bekommt noch ein Lunchpaket als Wegzehrung mit, und dann gehts
hoch.
3) Taskbriefing
Am Startplatz findet dann das Taskbriefing statt. Im Bild sieht man das
Taskboard mit der Aufgabe und den Wegpunkt-Koordinaten, die ein Pilot in
sein GPS eintippt. In der Luft zeigt das GPS mit einem Richtungspfeil zum
nächsten Wegpunkt, der angeflogen werden muss.
4) Start Und los geht´s: Ab einer bestimmten Zeit darf man
in die Luft. Alle sammeln möglichst viel Höhe und warten ausserhalb des
Startpunkt-Radius noch etwas, weil ca.1Stunde nach dem ersten Start
das eigentliche Rennen losgeht: Alle dürfen nun in den
Startpunkt-Radius von z.B. 1Km einfliegen und anschliessend die Wegpunkte
lt. Richtungspfeil im GPS anfliegen.
5) Das Rennen Nun muss man nur noch klug über 1001 Taktik-Fragen entscheiden: Fliegt
man in diesem Gebiet besser Hoch (Schwarzwald) oder Tief (Slovenien). Welche
Route ist wohl Heute die schnellste? Wie wird der Gegenwind am schlauesten
angegangen, und so weiter: Also alles wie beim Streckenfliegen, nur dass man
hier auch noch viele Mitflieger hat, und das entwickelt eine weitere Dynamik:
Welchem Pulk schliesse ich mich an? Soll ich hier noch mehr Höhe machen,
oder erst beim nächsten Pulk tief mitkurbeln? Soll ich alleine zurück
bleiben, weil ich fürchte, dass mein Pulk zu niedrig wegfliegt?
Auf den Topplätzen überlegt man noch viel mehr: Wer hat momentan wieviel
Punkte: Also wen darf ich vorfliegen lassen als "Thermikspürhund" wen darf
ich nicht aus den Augen lassen.
Bei Einzelzeitnahme ist die Taktiererei besonders schlimm: Fliege ich früh
los, oder warte ich noch,
werden die Bedingungen besser oder schlechter, mit wem fliege ich los.. Dann
gibt es auch noch "Early-Bird-Punkte" für die, die sich besonders früh
loswagen, etc...
Wettbewerbsfliegen ist ein wenig wie Schachspielen in der Luft:
Die Gegner und ihren Flugstil gut kennen, viel überlegen, dann schnelle Züge
machen,und manchmal etwas bluffen ;-)
Eines ist auf jeden Fall klar: Ein besseres Training für effektives,
schnelles Fliegen bekommt man bei keiner Flugschule und in keinem
Thermik-Flug-Seminar: Hier sieht man ganz klar und deutlich:
Wie gut bin ich beim Kurbeln? Wie viel Gas gebe ich optimalerweise? Wieviel
Minimum-Höhe reicht noch, um wieder Anschluss zu finden? Welche Punkte
fliegen die Cracks zielstrebig an?
Und das Ganze gibt es auch noch äusserst günstig: Man kann sogar die
Aufgabe mitfliegen, ohne eingeschrieben zu sein: Performance-Training zum
Schwaben-Nulltarif sozusagen ;-) Denn was viele nicht wissen: Als
Freiflieger ist man nicht nur geduldet, sondern sogar gern gesehen, wenn man
sich an ein paar wenige Spielregeln hält: Die Stunde, in der die Wettkämpfer
starten ist hektisch und darum startet man als Freiflieger einfach davor (als
sogenannter "Wind-Dummy" ist man dann besonders gern gesehen, weil die
Piloten dann schon mal abschätzen können, wo es am besten hoch geht) oder
eben nach den Wettkaempfern. Beim Kurbeln bis zum Startbart, immer die
Tagesrichtung einhalten: An ungeraden Tagen Linkskreise, an geraden
Rechts drehen.
So, nach soviel Text, hier noch ein paar Bilder von unterwegs:
6) Ziel und Auswertung Irgendwann geht man dann in den Anflug auf den letzten Punkt: Den
Landeplatz: Bei der Bawü liegt der bei der Günter-Bimmerle-Halle und lockt
auch noch mit einem Schwimmbad gleich nebenan. Doch bebvor man sich ins
kühle Nass werfen darf, muss man noch sein GPS auslesen lassen, wo nun jeder
Meter und jede Einflugs- und Zielzeit genau aufgezeichnet wurde
Wie ging es nun aus?
Am Ende hat sich meine Taktik, jeden Tag schnell und sicher im Ziel
anzukommen bewährt, da immer
nur wenige Piloten das Ziel erreichten und so das Feld in der Gesamtwertung
ordentlich 'durchwürfelt' wurde. Wer zuweit alleine vorrausflog stand
meist sehr schnell am Boden.
Nach meinem Vize-Bawü-Meister Titel
in 2006, und meinem 'Meister' ( = Bester Baden-Württemberger aber nur
3.Platz insgesamt) in 2007 freue ich mich nun
dass ich den letzten Schritt auch noch gepackt habe, den Bewerb auch in der
Gesamtwertung zu gewinnen!
Mein neues grünes 'Baby'
Happy!
Gruppenbild
Über meinen neuen Schirm, den Gin
Boomerang 5 '08, freue ich mich bei jedem Flug auf`s Neue. Mit ihm kann ich
nun auch bei sportlichen Bedingungen wirklich entspannt fliegen und habe
dadurch viel mehr Spass in der Luft. Wenn ich nun aber auch noch anfangen würde, über
verschiedene Schirme und -Klassen zu schreiben, würde ich noch die letzten
tapferen Leser einschläfern. Drum mach ich hier einfach mal Schluss.
Mehr Tagesberichte und
viele tolle Bilder
( die übersieht man leicht,
linkerhand wo die Kreise
sind ) findet man auf der
DHV-Webseite. ==>
Wer noch mehr zu Wettkämpfen, Liga etc wissen will, findet hier einen
guten Einstieg:
Der Stuttgarter Ulrich Prinz gewinnt die BaWü
Open und verteidigte seinen Titel als Baden-Württembergischer
Landesmeister im Gleitschirmfliegen. Über Pfingsten kämpften in
Oppenau 104 der besten Gleitschirm-Streckenpiloten um die begehrten
Titel in verschiedenen Wertungsklassen. Starker Ostwind machte die
drei Wettkampftage anspruchsvoll und kostete einen Wertungstag.
Die sechste Auflage dieses internationalen
Vergleichs war nach mehreren Jahren voller Wetterpech sonnig von der
ersten bis zur letzten Minute. Dafür machte allen Akteuren der
kräftige Wind zu schaffen, denn bei Aufgaben, die in der Nähe des
Starts endeten, sogenannten geschlossenen Aufgaben, waren meist
mehrere Gegenwindstrecken zu bewältigen. An den drei von vier
Wettkampftagen flogen die Piloten Strecken zwischen 41 und 48km. Sie
benötigten dafür zwischen anderthalb und drei Stunden. Ein Tag fiel
starkem Wind zum Opfer. Gestartet wurden die Rennen an einem großen,
eigens dafür angelegten Startplatz südwestlich von Oppenau.
Nach dem ersten Wettkampftag führte der deutsche
Ligapilot Achim Torn, dessen Vorsprung bei fast eintausend
Wertungspunkten auf nur fünf Punkte schmolz, als Ligakollege Ulrich
Prinz die schnellere Linie im zweiten Durchgang fand und knapp vor
Achim Torn gewann. Diesen hauchdünnen Vorsprung konnte Prinz im
dritten Durchgang am Pfingssonntag deutlich übertrumpfen und holte
sich gleich beide Titel. Die sogenannte "Gütesiegelklasse" in der
mit reinen Serienschirmen geflogen wird, gewann erneut Samuel
Blocher. Beste Dame im Feld der BaWü Open war Caroll Licini und
Baden-Württembergische Landesmeisterin wurde wiederum Monika Mack.
Am ersten Tag wurde von den Wettbewerbsleitern Harry Buntz und
Reiner Blaich eine geschlossene Aufgabe über 46km rund um das
Renchtal ausgeschrieben. Am zweiten Wettkampftag wurde 41km in die
Nähe von Freiburg geflogen, der dritte Durchgang wiederum führte das
Teilnehmerfeld auf 48km dreimal am Startplatz über die Köpfe der
zahlreichen interessierten Zuschauer und ins Ziel an die Günter-Bimmerle-Halle
in Oppenau.
Das BaWü Airgames Team um Remo Kutz, die
Oppenauer Gleitschirmflieger und die Stadt Oppenau bieten im
deutschprachigen Nordalpenraum eine einzigartige Symbiose mit ihrer
grandiosen, farbenfrohen und attraktionsreichen Veranstaltung.
Kunstflug-Profis, Motorschirmweltmeister, Wingsuit- und
Fallschirmspringer, Ballonfahrten, kostenlose Schnupperkurse und
stark verbilligte Gleitschirmtandemflüge für Zuschauer standen auf
dem Programm. Die Abende waren durch eine rauschende Eröffnungsfeier
und eine SWR 3 Dance Night geprägt. Abgerundet wurde das ganze durch
eine gute und ansteckend freundliche Bewirtung, die - wie viele
Arbeiten im Hintergrund dieser Flugtage - von freiwilligen Helfern
gestemmt wurde.