Bawü Open 2008 - PCS-Bericht

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Oppenau: Von der Sonne verwöhnt!

In den letzten Jahren hatte sich Oppenau durch die Bawü-Open (Baden-Württembergische Landesmeisterschaft) bei mir schon durch eine sehr einfache Wetterauswahl eingeprägt:
Man konnte sich aussuchen, ob es regnete oder man im Nebel & Wind sass, das Wetterpech
war einfach legendär. Doch dieses Mal war die Wettervorhersage ganz anders: 4 Tage lang
kaum ein Wölkchen am Himmel: Sonne satt! Dazu hatte die Stadt Oppenau im Eiltempo auch
noch einen riesigen neuen Startplatz fertiggestellt, der zur Windrichtung passte: Das versprach
tolle Tage beim Wettkampf.                                          (Alle Bilder von Olaf Peglow : Danke!)

    
                     Der nagelneue NordOst Start wird mit etwas Gras grandios!                              glückliche Veranstalter

"Bawü-Open"- was ist das denn?

Die Bawü ist aussergewöhnlich im ganzen Wettkampf-Geschehen des Gleitschirm-Sports, da sie im Rahmen der "Bawü-Airgames" stattfindet, einem Riesenspektakel rund um die Fliegerei und alles
was sich durch die Luft bewegt oder 'fällt'. Das heisst jede Menge Zuschauer, Presse, 5 TV-Teams,
Parties und Showprogramm drumherum.  Der Wettkampf gerät da fast schon zur 'Nebensache' ;-)
Es ist auf jeden Fall die ideale Veranstaltung schlechthin, um Eure Freunde, Nachbarn, Bekannten,
die immer schon mal wissen und sehen wollten, was ihr in Eurer Freizeit so macht mit dem Thema
Fliegen bekannt zu machen! Also nächstes Jahr vor Pfingsten (immer der Termin für die Bawü)
druckt einfach ein paar Flyer von der Webseite aus und drückt sie den Interessierten in die Hand:
Sonntag und Montag sind immer die vielfältigsten Tage!

Wettkampfüberblick

Trotz der vielen Sonne gab es einen Faktor, der uns Flieger beeinträchtigte: Der starke Ostwind an
allen 4 Tagen. Es gab dann letztlich doch 3 anspruchsvolle Aufgaben (Tasks), die recht sicher durchgeführt werden konnten: Die 1.& 3. Aufgabe boten mit weiten Querungen über den Talkessel bis zur Schwarzwaldhochstrasse den Zuschauern das Gefühl in der ersten Reihe zu sitzen, sie konnten das Rennen so fast durchgehend verfolgen. Der 2. Task brachte uns zum Kandel und bot auch viele schöne Aussichten auf die idyllische Landschaft des Schwarzwalds!


      Der neue NordOst Start                Schwarzwald: tausende weiche Notlandeplätze! ;-)       Oppenau von oben

Wie funktioniert das Ganze eigentlich?

Aber nochmal ganz von vorn: Immer wieder fragen mich Nicht-Wettkampfflieger, was man eigentlich bei einem Wettkampf so macht. Also hier nochmal Schritt für Schritt:
Wie werde ich Wettkampfflieger - leicht gemacht! ;-)

1) Anmeldung
Das Wettbewerbsfliegen erfreut sich besonders in den letzten 2 Jahre steigender Beliebtheit. Manche Events wie die Mosel-Open sind in Tagen ausgebucht. Auch die Bawue ist immer ausgebucht, aber es gibt immer mal die Chance, dass ein paar Piloten, die angemeldet waren, nicht erscheinen, sei es, weil das Wetter zu schlecht ist (Dauerregen) oder aber zu gut (diesmal hatte Hoermanns Wetterdienst ~4 Hammertage um da Pfingstwochenende angekuendigt, also sind einige OLC-Aspiranten in die Berge gezogen) Man kann also auch noch auf der Warteliste stehen & drauf spekulieren, dass noch was frei wird.
Die meisten Wettbewerbe sind FAI-Events, und wenn man in den FAI-Ranglisten aufgefuehrt werden will, braucht man auch eine FAI-SportLizenz, die man ueber den DHV bekommt.

2) Vor Ort: FrühBriefing
Morgens findet ein erstes FrühBriefing statt, bei dem bekanntgegeben wird, wie das Wetter ungefähr wird, und ob alle mit den Shuttles zum Startplatz gefahren werden. Jeder bekommt noch ein Lunchpaket als Wegzehrung mit, und dann gehts hoch.

3) Taskbriefing
Am Startplatz findet dann das Taskbriefing statt. Im Bild sieht man das Taskboard mit der Aufgabe und den Wegpunkt-Koordinaten, die ein Pilot in sein GPS eintippt. In der Luft zeigt das GPS mit einem Richtungspfeil zum nächsten Wegpunkt, der angeflogen werden muss.

4) Start
Und los geht´s: Ab einer bestimmten Zeit darf man in die Luft. Alle sammeln möglichst viel Höhe und warten ausserhalb des Startpunkt-Radius noch etwas, weil ca.1Stunde nach dem ersten Start das eigentliche Rennen losgeht: Alle dürfen nun in den Startpunkt-Radius von z.B. 1Km einfliegen und anschliessend die Wegpunkte lt. Richtungspfeil im GPS anfliegen.

5) Das Rennen
Nun muss man nur noch klug über 1001 Taktik-Fragen entscheiden: Fliegt man in diesem Gebiet besser Hoch (Schwarzwald) oder Tief (Slovenien). Welche Route ist wohl Heute die schnellste? Wie wird der Gegenwind am schlauesten angegangen, und so weiter: Also alles wie beim Streckenfliegen, nur dass man hier auch noch viele Mitflieger hat, und das entwickelt eine weitere Dynamik:
Welchem Pulk schliesse ich mich an? Soll ich hier noch mehr Höhe machen, oder erst beim nächsten Pulk tief mitkurbeln? Soll ich alleine zurück bleiben, weil ich fürchte, dass mein Pulk zu niedrig wegfliegt?
Auf den Topplätzen überlegt man noch viel mehr: Wer hat momentan wieviel Punkte: Also wen darf ich vorfliegen lassen als "Thermikspürhund" wen darf ich nicht aus den Augen lassen.
Bei Einzelzeitnahme ist die Taktiererei besonders schlimm: Fliege ich früh los, oder warte ich noch,
werden die Bedingungen besser oder schlechter, mit wem fliege ich los.. Dann gibt es auch noch "Early-Bird-Punkte" für die, die sich besonders früh loswagen, etc...

Wettbewerbsfliegen ist ein wenig wie Schachspielen in der Luft:  Die Gegner und ihren Flugstil gut kennen, viel überlegen, dann schnelle Züge machen,und manchmal etwas bluffen ;-)

Eines ist auf jeden Fall klar: Ein besseres Training für effektives, schnelles Fliegen bekommt man bei keiner Flugschule und in keinem Thermik-Flug-Seminar: Hier sieht man ganz klar und deutlich:
Wie gut bin ich beim Kurbeln? Wie viel Gas gebe ich optimalerweise? Wieviel Minimum-Höhe reicht noch, um wieder Anschluss zu finden? Welche Punkte fliegen die Cracks zielstrebig an?

Und das Ganze gibt es auch noch äusserst günstig: Man kann sogar die Aufgabe mitfliegen, ohne eingeschrieben zu sein: Performance-Training zum Schwaben-Nulltarif sozusagen ;-) Denn was viele nicht wissen: Als Freiflieger ist man nicht nur geduldet, sondern sogar gern gesehen, wenn man sich an ein paar wenige Spielregeln hält: Die Stunde, in der die Wettkämpfer starten ist hektisch und darum startet man als Freiflieger einfach davor (als sogenannter "Wind-Dummy" ist man dann besonders gern gesehen, weil die Piloten dann schon mal abschätzen können, wo es am besten hoch geht) oder eben nach den Wettkaempfern. Beim Kurbeln bis zum Startbart, immer die Tagesrichtung einhalten: An ungeraden Tagen  Linkskreise, an geraden Rechts drehen.

So, nach soviel Text, hier noch ein paar Bilder von unterwegs:

6) Ziel und Auswertung
Irgendwann geht man dann in den Anflug auf den letzten Punkt: Den Landeplatz: Bei der Bawü liegt der bei der Günter-Bimmerle-Halle und lockt auch noch mit einem Schwimmbad gleich nebenan. Doch bebvor man sich ins kühle Nass werfen darf, muss man noch sein GPS auslesen lassen, wo nun jeder Meter und jede Einflugs- und Zielzeit genau aufgezeichnet wurde

Wie ging es nun aus?

Am Ende hat sich meine Taktik, jeden Tag schnell und sicher im Ziel anzukommen bewährt, da immer
nur wenige Piloten das Ziel erreichten und so das Feld in der Gesamtwertung ordentlich 'durchwürfelt' wurde.  Wer zuweit alleine vorrausflog stand meist sehr schnell am Boden.
Nach meinem Vize-Bawü-Meister Titel in 2006, und meinem 'Meister' ( = Bester Baden-Württemberger aber nur 3.Platz insgesamt) in 2007 freue ich mich nun dass ich den letzten Schritt auch noch gepackt habe, den Bewerb auch in der Gesamtwertung zu gewinnen!


      Mein neues grünes 'Baby'                                         Happy!                                                    Gruppenbild

Über meinen neuen Schirm, den Gin Boomerang 5 '08, freue ich mich bei jedem Flug auf`s Neue. Mit ihm kann ich nun auch bei sportlichen Bedingungen wirklich entspannt fliegen und habe dadurch viel mehr Spass in der Luft. Wenn ich nun aber auch noch anfangen würde, über verschiedene Schirme und -Klassen zu schreiben, würde ich noch die letzten tapferen Leser einschläfern. Drum mach ich hier einfach mal Schluss.

          Mehr Tagesberichte und
viele tolle Bilder
( die übersieht man leicht,
  linkerhand wo die Kreise
  sind ) findet man auf der
  DHV-Webseite.  ==>
 

Wer noch mehr zu Wettkämpfen, Liga etc wissen will, findet hier einen guten Einstieg:


Hier noch der Bericht von der DHV-Homepage :  (direktLink zum Artikel)


Doppelsieg für Ulrich Prinz  

Der Stuttgarter Ulrich Prinz gewinnt die BaWü Open und verteidigte seinen Titel als Baden-Württembergischer Landesmeister im Gleitschirmfliegen. Über Pfingsten kämpften in Oppenau 104 der besten Gleitschirm-Streckenpiloten um die begehrten Titel in verschiedenen Wertungsklassen. Starker Ostwind machte die drei Wettkampftage anspruchsvoll und kostete einen Wertungstag.  

Die sechste Auflage dieses internationalen Vergleichs war nach mehreren Jahren voller Wetterpech sonnig von der ersten bis zur letzten Minute. Dafür machte allen Akteuren der kräftige Wind zu schaffen, denn bei Aufgaben, die in der Nähe des Starts endeten, sogenannten geschlossenen Aufgaben, waren meist mehrere Gegenwindstrecken zu bewältigen. An den drei von vier Wettkampftagen flogen die Piloten Strecken zwischen 41 und 48km. Sie benötigten dafür zwischen anderthalb und drei Stunden. Ein Tag fiel starkem Wind zum Opfer. Gestartet wurden die Rennen an einem großen, eigens dafür angelegten Startplatz südwestlich von Oppenau.  

Nach dem ersten Wettkampftag führte der deutsche Ligapilot Achim Torn, dessen Vorsprung bei fast eintausend Wertungspunkten auf nur fünf Punkte schmolz, als Ligakollege Ulrich Prinz die schnellere Linie im zweiten Durchgang fand und knapp vor Achim Torn gewann. Diesen hauchdünnen Vorsprung konnte Prinz im dritten Durchgang am Pfingssonntag deutlich übertrumpfen und holte sich gleich beide Titel. Die sogenannte "Gütesiegelklasse" in der mit reinen Serienschirmen geflogen wird, gewann erneut Samuel Blocher. Beste Dame im Feld der BaWü Open war Caroll Licini und Baden-Württembergische Landesmeisterin wurde wiederum Monika Mack. Am ersten Tag wurde von den Wettbewerbsleitern Harry Buntz und Reiner Blaich eine geschlossene Aufgabe über 46km rund um das Renchtal ausgeschrieben. Am zweiten Wettkampftag wurde 41km in die Nähe von Freiburg geflogen, der dritte Durchgang wiederum führte das Teilnehmerfeld auf 48km dreimal am Startplatz über die Köpfe der zahlreichen interessierten Zuschauer und ins Ziel an die Günter-Bimmerle-Halle in Oppenau.  

Das BaWü Airgames Team um Remo Kutz, die Oppenauer Gleitschirmflieger und die Stadt Oppenau bieten im deutschprachigen Nordalpenraum eine einzigartige Symbiose mit ihrer grandiosen, farbenfrohen und attraktionsreichen Veranstaltung. Kunstflug-Profis, Motorschirmweltmeister, Wingsuit- und Fallschirmspringer, Ballonfahrten, kostenlose Schnupperkurse und stark verbilligte Gleitschirmtandemflüge für Zuschauer standen auf dem Programm. Die Abende waren durch eine rauschende Eröffnungsfeier und eine SWR 3 Dance Night geprägt. Abgerundet wurde das ganze durch eine gute und ansteckend freundliche Bewirtung, die - wie viele Arbeiten im Hintergrund dieser Flugtage - von freiwilligen Helfern gestemmt wurde.