Das Beobachten der anderen Piloten während des Fluges.

 

Bei meiner A-Scheintheorieprüfung gab´s eine kleine blöde Frage, an der ich vor einigen Jahren fast gescheitert wäre.
Die Frage lautete: Du fliegst mit mehreren Piloten an einem Berg, auf welche Piloten musst du achten??

A)  Nur auf die Piloten in deiner nächsten Umgebung!!!
B)  Auf alle Piloten!!!
C)  Nur auf die Piloten, die Dir gegenüber Vorfahrt haben!!!

Blödsinnigerweise sollte B) richtig sein. Man soll auf alle Piloten achten. So´n Schwachsinn!! Der Prüfer ist wohl noch nie in Andelsbuch geflogen!! Heute hat diese Aussage für mich eine ganz andere Bedeutung gewonnen. Ich muss zugeben, es bringt nur Vorteile, wenn man alle Piloten im Auge hat. Das man alle Piloten beobachtet heisst nicht, dass man alle Piloten gleichzeitig im Auge behalten muss. Das ist schlicht weg unmöglich. Aber das gesamte Feld sollte man schon im Auge behalten. Wenn man immer am selben Berg fliegt, ist das auch ganz leicht möglich. Das Feld ist sehr begrenzt. Wenn man 2 km links vom Startplatz und 2 km rechts vom Startplatz alles so einigermassen im Blick behält, hat man eine sehr aussagekäftige Übersicht über seinen mitfliegenden Kollegen. Da es unser aller Ziel ist, möglichst schnell nach oben zu gelangen, sind eigentlich nur die steigenden Kammeraden interessant. Da ein Pilot, der nach oben will, in der Regel kreist, lenken wir unsere Aufmerksamkeit nur auf die kreisenden und steigenden Piloten. Nun vergleichen wir alle steigenden Piloten miteinander und suchen uns denjenigen heraus, der am nächsten an uns dran ist und der am besten steigt. Mit der Zeit entwickelt man einen richtigen Filterblick. Man konzentiert sich nur auf die, die wirklich gut steigen und sucht sich den besten heraus.

Das kann man super in stark frequentierten Gebieten üben. Nun gilt es diesen Kammeraden anzufliegen und mit ihm zusammen in dem Bart Höhe machen. Das heisst jetzt nicht, den Kollegen frech zu schneiden, bedrängen, gefährden und womöglich noch aus dem Bart heraus zu schubsen. Nein. Wir sind alles gute Piloten. Wir haben solch linke Touren nicht nötig! Öfters kommt man weit unterhalb dieses gut steigenden Fliegers an. Da gilt es, sich die Stelle des Thermikschlauches gut zu merken. Gedanklich kann man eine Luftboje auswerfen und die Stelle bildlich markieren. Im Wettkampf haben das die meisten Piloten auch drauf und es bilden sich 2-3 Hauptpulks. Allerdings ist es wesentlich schwieriger das gesamte Feld im Auge zu behalten, da man ja tatsächlich auf Strecke geht. Hiebei muss man  alle Kollegen beobachen, soweit man schauen kann. Hierbei sucht man wieder nur denjenigen, der das beste Steigen hat. Aber, im Wettkampf kommt es oftmals auf die richtige Routenwahl an. Fliege ich jetzt genau am Grat entlang, oder fliege ich lieber mit 200 Meter Abstand zum Berg oder sogar mit 600 Meter Abstand??? Kann man von sehr weit unten wieder Aufdrehen?? Ab welcher Höhe habe ich ein echtes Problem???  Pfeift der Wind um den oder den anderen Berg besonders kräftig?? In welcher Höhe fängt der Talwind an??? Das sind alles sehr wichtige Informationen , die man sich aus der Beobachtung seiner Mitstreiter holen kann. Da die meisten Wettkampfpiloten im Pulk fliegen, begrenzt sich dieses Beobachtungsfeld auf 5-6 Hauptaugenmerke. Meistens gilt es 2-3 Pulks und 2-3 Einzelkämpfer im Auge zu behalten. Das ist noch sehr übersichtlich und leicht machbar, lediglich die Entfernung ist hierbei etwas grösser. Wenn man 50 Piloten in Andelsbuch im Auge haben kann, dann sind die 5-6 hauptsächlichen Beobachtungsmerkmale in Wettkanmpf auch kein allzugrosses Problem.