Hangsoaren
Das Ziel der meisten Piloten ist wohl obenbleiben. Zum obenbleiben benötigen wir den
"Aufwind".
Es gibt zwei grundlegende Arten von Aufwinden: Den thermischen und den laminaren Aufwind.
In diesem Beitrag möchte ich nur auf den laminaren Aufwind eingehen und beschreiben, wie
man diesen am besten nutzen kann. Wenn der Wind auf ein Hindernis stösst, dann kann der
Wind nicht durch das Hindernis durch, sondern er wird gezwungen das Hindernis zu
"umströmen". Handelt es sich bei unserem Hindernis um einen längeren Hang, so
ist der Wind gezwungen der Hangneigung zu folgen und strömt dabei den Hang hinauf. Der
Wind hat also eine Aufwärtskomponente. Wenn nun diese Aufwärtskomponente stark genug
ist, kann man mit einem Fluggerät in dieser Luftmasse steigen. Wir sprechen hierbei von
einem Aufwindband. Die Grösse und die Stärke dieses Aufwindbandes ist
hauptsächlich von der Windstärke und von der Hangneigung abhängig.
Grundsätzlich gilt hier: Je steiler der Hang und je stärker der Wind desto stärker ist dieses Aufwindband. Aber Vorsicht!! Ab einer Windgeschwindigkeit von 30 km/h und darüber sollte man sich das Fliegen mit dem Gleitschim verkneifen und soetwas den "starren" Kollegen überlassen. Nebenbei spielen noch einige weitere Faktoren eine kleine Rolle.
Antsrömrichtung: Ideal ist es, wenn der Wind genau von vorne kommt und
frontal gegen den Hang prallt (Prallhang). Sollte der Wind etwas von der Seite kommen,
dann geht es schon ein kleinwenig schlechter.
Oberfläche: Der Hang, an dem wir zu Soaren gedenken, sollte frei von Keimen und
Bakterien sein. Blödsinn, ich meine natürlich, der Hang sollte frei von Hindernissen wie
Baumreien, Häusern oder Geländekanten sein, damit hier keine wesentlichen
Verwirbelungen entstehen können. Wenn der Wind erst eine längere Strecke zurücklegen
muss um an den Soaringberg zu gelangen, ist es nicht ganz unwichtig, ob der Wind über ein
Hindernis strömen muss oder nicht. Selbst wenn diese Hindernisse (z.B. Ortschaften,
Wälder, Baumreihen) 1-2 km entfernt sind, kann es sein, dass der Wind die Verwirbelungen
bis zum Soaringgebiet mitreisst und man beim Fliegen keine ruhigen Verhältnisse
vorfindet. Die besten Soaringgebiete sind demnach Grashügel mit weitem flachem Vorland
(Castelluccio) oder Sanddünen, idealerweisse am Meer (Dune de Pilat, Arcachon). Das
Aufwindband kann bis zum 5 fachen der Hügelhöhe wirksam sein. Im Klartext heisst das,
dass man an einem 50 Meter Hang bis zu 250 Meter über der Kante fliegen kann. Je steiler
den Hang ist, desto mehr neigt sich das Aufwindband nach vorne, dem Wind entgegen.
Verwirbelungen durch vorgelagerte Hindernisse.
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Flacher Hang, Aufwindband geringfügig
Steiler
Hang, Aufwindband mehr gegen den Wind geneigt.
gegen den Wind geneigt.
So, nun aber zur Flugtaktik beim Soaren. Wenn wir mal wieder beim absaufen sind und gezwungen werden, im Talwind zu soaren um an Höhe zu gewinnen, dann suchen wir uns zwei stärkere Steigfelder aus zwischen denen wir dann immer wieder hin und her fliegen. Der Abstand zwischen den Steigfeldern sollte nicht mehr als 5 Sekunden Flugzeit betragen. Wichtig beim Soaren ist es: Die Kuven immer mitten ins Steigen setzen! und nicht erst durchfliegen, dann umdrehen, dann wieder durchfliegen u.s.w. das bringt keinerlei Vorteile. Wenn man eine Kurve macht, dann hat man logischerweise ein höheres "Kurvensinken". Wenn man nun seine Kurve mitten in das Luftmassensteigen setzt, kompensiert man das Kurvensinken, event. nimmt man noch Höhe mit. Wenn man erst durch das Luftmassensteigen hindurchfliegt und dann die Kurve macht, hat man wiederum das erhöhte Kurvensinken. Wenn man dann auch noch in den Abwindbereich am Rande dieser Steigfelder hineingerät ist das doppelt schlecht, da man dieses Saufen auch noch mitnimmt.
Beim Soaren ist es durchaus erlaubt, eine gewisse Schräglage aufzunehmen, um dem
Aufwind die Möglichkeit zu bieten, in das Segel hinein zu greifen und das Fluggerät den
Berg hinauf zu schieben. Man muss dem Aufwind Fläche zeigen, damit er einen den
Hang hinauftragen kann.
Folgende Gesetzmässigkeit ist hierbei gültig: Steiler Hang = wenig Schräglage; flacher
Hang = viel Schräglage.
Aber Vorsicht, bei mehr Schräglage erhöht sich automatisch das Kurvensinken!! Damit
das ganze wieder wieder kompensiert wird, sollte der Wind stärker blasen. Wichtig dabei
ist: Nach der Kurve das Durchtauchen des Gerätes zu verhindern. Ähhhh, öha....nun tja,
etwas kompliziert!!! Mist!!!
Stellen wir uns mal zwei Gleitschirmpiloten an einem relativ flachem Hang vor. Beide
fliegen in einem laminaren Aufwindband. Der eine versucht sein Kurvensinken zu minimieren
und macht "flache Kurven". Der andere kümmert sich nicht besonders um das
Kurvensinken und macht relativ steile Kurven vom Hang weg, allerdings versucht dieser
Pilot das Durchtauchen des Fluggerätes nach der Kurve "abzuwürgen" um den
Höhenverlust nach der Kurvenausleitung möglichst gering zu halten.. Hierbei kann es dem
"Flachdreher" leicht passieren, das er einfach absäuft und sich am Boden fragt,
wie den das gehen kann.
Gut versuchen wir es mal mit 'ner Skizze.
In diese Grafik kann man erkennen, dass nur 6 Windpfeile effektiv in das Segel greifen. Nebenbei sollte man mal seine Aufmerksamkeit auf den kleinen schwarzen/rosarot blinkenden Pfeil lenken. Damit liesse sich erklären, warum die windzugewandte Seite beim Soaren immer wieder weich wird bzw. gelegentlich einklappt.
Nun sehen wir, wie unser Pilot gerade in einer
idealen Position zum Aufwind ist. In dieser Grafik greifen 9
Windpfeile in das Segel. Die Folge ist eine stabilere
Fluglage und der Schirm wird ein klein wenig mehr den Hang hinauf getragen. Leider
lässt sich diese Schräglage zum Hang/Aufwind nur für einen kurzen Augenblick, mittels
einer Kurve vom Hang weg herstellen. Um die so gewonnene Höhe nicht gleich zu vernichten
ist es unbedingt notwendig, dass anschliessende durchtauchen des Fluggerätes nach der
Kurve durch "abwürgen" zu verhindern.
Abwürgen: Beidseitiges starkes gefühlvollstes Durchbremsen.
Danach muss der Schirm wieder gefühlvoll "angefahren" werden.
Der wichtigste Grundsatz: Immer vom Hang weg lenken, niemals zum Hang kurven!
Armin Appel 23.01.2000