Vorflugregeln(Ohne Animationen)
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aber mit Animationen.
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Vorflugregeln???? Das hat man doch in der A-Schein Schulung. Was hat dieses Thema im kleinen Ligapiloten zu suchen?? Ganz einfach, ein guter Pilot weiss immer wann er Vorflugrecht hat und wann nicht. Aber ein guter Pilot weiss auch, wann es besser ist mal auf dieses Vorflugrecht zu verzichten. Im Wettkampf werden diesese Vorflugregeln sehr oft für kleinere taktisch Spielchen benutzt und macht immer wieder sau viel Spass. Im grossen und ganzen kommen eigentlich nur drei Regeln in der Praxis zur Geltung.

Rechts vor Links!!
Wer den Hang zur Rechten hat, hat Vorflug!!!
Wer schneller steigt hat Vorflug!!!

Fangen wir mal mit dem Einfachsten an: Rechts vor Links. Man glaubt ja gar nicht was so alles hinter diesen drei  kleinen Wörtern stecken kann. Wenn man im Wettkampf kurbelt, dann ist es taktisch gesehen besser, sobald als möglich rechts herum zu kurbel! Wenn jetzt ein anderer Teilnehmer in diesen Kreis hinein will, können wir das entscheiden ob dieser Kammerad mitmachen darf oder nicht. Wenn wir den Kollegen nicht mitmachen lassen wollen, dann warten wir, bis der andere Pilot soweit herangekommen ist, das wir ihm mittels einer schnellen Kehre auf unsere linke Seite bekommen und somit haben wir Vorflug. Nun können wir unseren Kollegen ganz bequem bis an den Rand der Thermik drängen und ihn in den Abwindbereich "schubsen". Das geht natürlich nur, wenn wir rechts herum kurbeln - beim Linkskurbeln geht das nicht, da der andere meistens rechts von uns ist und wir ihm das Vorflugrecht gewähren müssen. Desweiteren geht diese Rechnung auch nicht auf, wenn der andere Pilot gleich von vornherein andersherum kurbelt. Allerdings kurbelt ein Wettkampfpilot recht selten entgegengesetzt dem Pulk, da die darauffolgende Steinigung recht schmerzhaft und absolut lästig ist. Wenn wir tatsächlich einen Kammeraden in den Abwind gedrängt haben, dann ist das eine offene Kampfansage. Man hat diesen Kollegen zu einem Duell in den Wolken aufgefordert. Meistens muss man nicht lange auf die Returkutsche warten. Wenn man sein Gegenüber nicht persönlich kennt und nicht weiss, wie dieser Pilot regieren wird, lässt man solche Spielchen lieber bleiben. Es könnt ja sein, dass der andere tatsächlich taktisch besser drauf ist und einen dermassen in Schwierigkeiten bringt, dass man sich hinterher wünscht ihm nimals begegnet zu sein. Also den anderen nur abdrängen, wenn man hinterher noch zusammen ein Bierchen trinken geht. Absolut tabu sind solche Spielchen bei fremden oder schwächeren Piloten!!!!!

 

Als nächstes kommt: Wer den Hang zur Rechten hat, hat Vorflug. Diese Regel ist stellenweise nicht für die "wirkliche" Praxis gemacht. Stellen wir uns mal alle einen Hang vor, an dem mehrere Piloten gleichzeitig soaren. Nun sagt uns diese Vorflugregel, wenn man so am Hang entlangpöttelt hat derjenige das Vorflugrecht, dessen rechte Flügelseite zum Hang zeigt. Der eine oder andere wird das schon mal erlebt haben, dass der Hang nicht immer genau von vorne angeblasen wird, sondern der Wind kommt meistens etwas schräg zum Hang. Also ist man mal schneller wenn man am Hang entlang fliegt und mal ist man langsamer. Wenn die Gegebenheiten so sind, dass man gegen den Wind fliegt und der Hang dabei auf der rechten Seite des Pilote ist, dann ist alles in Butter. Derjenige, der gegen den Wind fliegt hat Vorflug, kann somit im Bereich des besten Steigens bleiben und ist nicht gezwungen diesen Bereich zu verlassen um einen anderen das Vorflugrecht einzuräumen. Wenn die Situation aber so ist, dass man beim Flug gegen den Wind den Hang auf der linken Seite hat, dann gibt es meistens ein richtig grosses Kuddel Muddel unter den Piloten. Jeder der fliegt, möchte natürlich oben bleiben. Das unterstelle ich den Thermikfliegern mal ganz einfach. So, nun fliegen wir gegen den Wind und haben kein Vorflugrecht, da wir den Hang auf der linken Seite haben. Wenn uns jetzt ein Pilot entgegegenkommt, dann hat dieser Pilot Rückenwind und kommt uns sehr schnell entgegen. Wenn dieser Pilot auf sein Vorflugrecht besteht, dann müssen wir baldmöglichst ausweichen, weil der Pilot uns ja sehr schnell entgegenkommt. Im Endeffekt bedeutet das: Wenn der Pilot mit Rückenwind und dem Hang zur Rechten auf seine Vorfahrt besteht, kann er das Aufwindband nicht optimal nutzen, da er ja mit Rückenwind ziemlich schnell durch dieses Aufwindband durchgeflogen ist. Derjenige Pilot, der den Hang zur Linken und den Wind von vorne hat, kann das Aufwindband auch nicht richtig nutzen, da dieser Pilot immer wieder das Aufwindband verlassen muss um dem entgegenkommenden Pilote die Vorfahrt einzuräumen. Somit ist keinem von beiden geholfen!

Das beste ist es, wenn man das ungeschriebene Gestzt des Hangsoarens beachtet: Derjenigen hat Vorflugrecht, der gegen den Wind fliegt!!! Somit ist allen geholfen und alle können oben bleiben. Leider mangelt es immer wieder an der Einsicht einzelner Piloten, die dann in solchen Situationen auf IHR Vorflugrecht bestehen und das nette Miteinander in der Luft durcheinanderwirbeln. Tja solche Kollegen haben es halt schlicht weg nicht begriffen und outen sich als "wirklich schlechte" Piloten!

 

Nun Kommen wir zu der Regel: Wer schneller steigt hat Vorflugrecht. Wenn man das Pech hat und man ist über einem Piloten, der einfach schneller steigt, als man selber, dann ist man als "oberer" verplichtet dem von unten kommenden Platz zu machen. Hääääää, also noch mal langsam. Wenn man so am Kurbeln ist und es kommt ein Pilot daher, der in diesem Bart schneller steigt als man selber, dann muss man ganz einfach auf die Seite gehen und den anderen Piloten durchsteigen lassen. Im Wettkampf kann das ganz schön fatale Folgen haben, wenn man aus einem Pulk aussteigen muss, um einen von unten kommenden das Vorflugrecht zu gewähren. Wenn man in einem Pulk mit 20-30 Piloten einmal ausgestiegen ist, dann braucht man sich nicht einzubilden, dass man da mittendrinnen irgendwo wieder einsteigen darf. Pustekuchen, in so einem Fall hat man meistens die Arsch-Karte gezogen, muss den ganzen Pulk vorbeiziehen lassen und darf erst ganz unten wieder einsteigen (gehen sie ins Gefängnis, begeben sie sich direkt dahin, gehen sie nicht über Los, ziehen sie nicht 4000.-DM ein!!!!). In einigen viel beflogenen Gebieten, z.B.Andelsbuch, gibt es Piloten die treiben einem den Schweiss auf die Stirn. Diese Kollegen meinen, bei einem kreisenden Piloten unbedingt unten durch fliegen zu müssen und das Steigen im Geradausflug mitzunehmen. DAS IST SAU GEFÄHRLICH!!!! Wenn ein Pilot kreist, dann macht er das meistens um in der Thermik zu steigen. Zentrieren nennt man das in Fachkreisen. So nun kommt unser Pilot, Mr. Ganzarglustig daher und nimmt solche kreisende Piloten als Thermikanzeiger und ist bestrebt immer von einem kreisenden Piloten zum anderen kreisenden Piloten zu "hüpfen", um auch in den Genuss des thermischen Aufwindes zu kommen. Nun muss man folgendes wissen: Wenn man mit einem Schirm einen engeneren Kreis fliegt, dann hat man generell in der Kurve ein höheres Sinken. Wenn man geradeaus fliegt, dann hat man ein relativ geringes Gerätesinken. Wenn ein Pilot geradeaus durch einen Aufwind durchdonnert, dann wird dieser Pilot auf jedenfall kurzzeitig schneller steigen als ein Pilot, der seine Kreis mit erhöhtem Gerätesinken mitten in der Thermik zieht. Das Ergebniss ist: Mr. Ganzarglustig wird kurzzeitig schneller steigen als unser kreisender Pilot. Das unser Mr. Ganzarglustig dabei mit der Kappe in den kreisenden Piloten hinendonnern könnte scheint einige Mr. Ganzarglustig überhaupt nicht zu interessieren. Sattdessen glauben solche Piloten auch noch voll im Recht zu sein, da sie ja schneller steigen und somit Vorflugrecht haben. In diesem Fall sollte man auch in die Thermik mit einsteigen und zusammen mit den kreisenden Piloten Höhe machen.
Tja ansonsten hat sich unser Mr. ..........  als "wirklich schlechter" Pilot enttarnt.

Armin Appel, 19.12.99