Welchen Bart nehme ich??

 

Im 2. Durchgang der Bavarian Open bin ich als 6. über die Ziellinie geflogen. Das hat mich tierisch gefreut, schade nur, dass der Durchgang nicht gewertet wurde, ist aber auf alle Fälle besser so. Was ich mich gefragt habe war: Wieso war ich an diesem Durchgang so gut? OK, das ist vieleicht etwas arrogant gefragt, also: Warum hatte ich das Glück, mal vorne mitfliegen zu dürfen??? Ich bin nicht international erfahren, ich bin auch nicht der absolute Wettkampfcrack und den schnellsten Schirm pilotiere ich auch nicht. Allerdings habe ich meinen eigenen Flugstil und auch meinen eigenen Kopf beim fliegen. Natürlich verfolge ich sehr gerne die besseren Piloten, auch habe ich immer das gesamte Feld im Auge um mir die besten Steigwerte heraus zu suchen. Ich denke, an diesem 28km kurzen Durchgang war der entscheidende Faktor, immer das beste Steigen heraus zu suchen. Also nicht sinnlos in einem 2m Bart herumeiern, wenn´s 500 Meter weiter weg mit 3,5m/s hinauf geht. Für mich stellt sich jetzt die Frage: Inwieweit macht es Sinn von der günstigeren Route abzuweichen, um das Stärkere Steigen zu nutzen?

Dazu möchte ich mal wieder ein einfaches Beispiel aus der Praxis nehmen. Gerade an jenem Durchgang habe ich mich von dem Pulk Hirschberg gelöst und bin einen Umweg über den Jochschrofen geflogen. Die anderen Piloten sind am Hirschberg geblieben und waren letztendlich ca. 2 Min. hinter mir. Die Höhe, die wir aufdrehen mussten, war ca. 600m. Meine Strecke zur Wende war 4,1 km lang. Die anderen hatten nur 3 km zu bewältigen. Mein steigen lag bei ca. 3 m/s. Das der Konkurrenz ist mir unbekannt. Für die Strecke von 4,1 km benötige ich bei einer Geschwindigkeit von 40 km/h genau 7 Min. 35 sek. Für die 600 Höhenmeter bei 3 m/s braucht man 3 Min.20 sek. Für meine gesamte Aktion benötigte ich also 10 Minuten und 55 Sekunden. Meine Mitstreiter brauchten ungefähr 2 Minuten länger, also 12 Minuten und 55 Sekunden. Diese Kollegen benötigten für die 3 km bei 40 km/h  exakt 5 Min. 33 Sek. Ergo haben die noch 7 Min. 22 Sek. für den Höhengewinn vertrödelt und das entspricht einem Steigwert von 1,36 m/s. Ich hatte also mehr als das Doppelte an Steigwerten gegenüber dem Olli, Michi und Torsten.

Um einen Vergleich für die Zukunft aufzustellen nehmen wir mal an, die Drei seien Zeitgleich mit mir angekommen. Dann hätten meine Ligakollegen ein Steigen von 1,86 m/s. Daraus lässt sich erkennen, das ein Umweg nur rentabel ist, wenn die Steigwerte tatsächlich fast das Doppelte betragen wie die Steigwerte auf dem direkten Wege.

 

Fazit: Ein Umweg von 1000 Metern oder mehr ist erst dann rentabel, wenn das zu erwartende Steigen mindestes doppelt so gut ist !