Natürlich habe ich schon meine
Ideen, wo und bei welchem Wind ich wie fliegen könnte. Die Grundaufgabe
plane ich schon im Voraus und ändere diese eigentlich in der Regel nicht
ab (z.B. geschlossene oder offene Strecke). Diese richtet sich nach der
Wetterlage. Jedoch entscheide ich während des Fluges spontan, ob ich ein
Schenkel noch etwas verlängere oder schon früher umkehre, was mir das
aktuelle OLC Reglement ermöglicht. Die genaue Flugroute innerhalb der
Grundaufgabe plane ich nur grob und schaue dann während des Fluges,
welche Linie mich am schnellsten vorwärts bringt.
Wie bestimmst/planst du die
Startpunkte deiner Rekordflüge oder deiner Streckenflüge im Allgemeinen?
Das wichtigste an einem
Startplatz ist, dass man früh starten kann. Das ist auch ein Grund,
weshalb der Niesen Ausgangspunkt für viele meiner Streckenflüge ist.
Die Ausrichtung ist dort S bis SO. So kann ich bereits ab 10 starten und
so die potentielle Flugzeit verlängern.
Ich möchte gerne wissen, für wie
wichtig du eine gute Vorbereitung (z.B. Kartenstudium, Erkundungsflüge etc.)
vor einem langen Flug für einen Piloten mit deinem Niveau hältst? Auch im
Bezug auf: Passiert es dir viel, dass du deine Flugroute ändern musst, wenn
du bereits in der Luft bist?
Wenn ich eine neue Idee für eine
mögliche Strecke habe, schaue ich diese auf der Segelflugkarte oder
einer Reliefkarte genau an. Vor allem die Lage der Wendepunkte oder
günstige Querungsmöglichkeiten präge ich mir schon ein. In der Luft
bleibe ich flexibel genug, um mich immer den Bedingungen optimal
anzupassen. Dies ist immer so ein abschätzen, ein inneres Gefühl,
welches mich steuert.
Wie beginnt man am besten mit dem
Streckenfliegen, damit es einem nicht gleich beim ersten Mal ablöscht? Gib
es da eine spezielle Technik? Den anderen nachfliegen? oder...
Bei den ersten Streckenflügen ist
die Vorbereitung und die Zielsetzung sehr wichtig. Setze dir ein
realistisches Ziel und bereite dich darauf vor, indem du die geplante
Strecke auf der Karte genaustens studierst und dir dabei
Aussenlandeplätze merkst. Dann würde ich mit Kollegen reden, die diese
Strecke schon abgefolgen sind und mich über Talwindsysteme informieren.
Andere Piloten in der Luft zeigen einem oft, wo es Thermik gibt, das
gemeinsame Streckenfliegen ist aber oft schwierig wegen
unterschiedlichen Könnerstufen. Viel Glück!
[nach Oben]
Mental/körperlich
Wie bereitest du dich physisch und psychisch auf die
doch häufig turbulenten Bedingungen beim Streckenfliegen vor? Wirst du am
nächsten X-alps teilnehmen?
Durch die vielen Stunden, welche
ich jedes Jahr bei Wettkämpfen, Streckenflügen, Testflügen für ADVANCE
und beim Akrotrainung in der Luft verbringe, kommt mir vielleicht die
Luft etwas weniger turbulent vor als einem Normalpiloten oder ich habe
mich schon daran gewohnt und kann mich so voll auf die Aufgabe
konzentrieren. Trotzdem halte ich mich regelmässig mit Biken und
Inlineskaten fit. X-alps wäre auch für mich sehr interessant, da es eine
grosse Herausforderung wäre. Jedoch nimmt die Vorbereitung sehr viel
Zeit in Anspruch. Lasse die Saison mal auf mich zukommen und schaue dann,
ob ich mir diese Zeit nehmen kann bzw. will.
Wie hältst du dich körperlich und
mental fit um so lange Flüge (teilweise an aufeinander folgenden Tagen)
konzentriert und ohne Beschwerden machen zu können?
Wenn ich ein Ziel habe, bin ich
bereit, alles Mögliche zu geben, um es zu erreichen! Ich mache keine
mentalen Trainings wie z.B. Autogenes Training oder so. Bei
Streckenflügen lasse ich mir die geplante Route vorher immer wieder
durch den Kopf gehen und stelle mir so alles vor. Die Hauptmotivation
ist jedoch immer noch die Freude am Fliegen, das ist der beste Antrieb.
Sonst treibt mich die Neugier und Faszination an. Ich gehe regelmässig
biken oder inlineskaten, damit ich über eine gute Grundkondition verfüge.
Spezifische Übungen bzw. Trainings mache ich jedoch nicht, da ich durch
die vielen Flüge bereits über eine gute Ausdauer beim Steuern und
Beschleunigen verfüge.
Wie ernährst du dich vor und während Steckenflügen?
Zum Frühstück esse ich viel Müesli. In der Luft
nehme ich Wasser aus dem Camelbag und Müsliriegel zu mir. Zum Pinkeln
verwende ich ein Urinom.
[nach Oben]
Meteo
Welche Wetterinformationen ziehst du für den Entscheid zu einem längeren
Streckenflug bei?
Das Wetter für die Schweiz schaue ich bei Chill Out,
www.chilloutmeteo.com. Dort finde ich alle für mich nützlichen Infos
(bisher Segelflugprognose, Regtherm, Temperaturgradient, Windpfeile,
Druckunterschiede z.B. bei Föhn ), welche ich am Morgen auswerte. Leider
sind mittlerweile gewisse Dienste kostenpflichtig geworden.
Wenn du einen 'langen' Flug planst, auf was für Meteo
Lagen achtest du? Sind es die Lagen nach einer Front, wenn die Feuchtigkeit
kondensiert ?
Grundsätzlich passe ich meine Flüge der Wetterlage
an, nur dann sind Top Flüge möglich. Es braucht Tage, wo die Thermik
schon früh einsetzt und bis spät am Abend noch geht. Diese Tage sind
vorallem bei flachen, über mehrere Tage wirkenden Hochdrucklagen
anzutreffen.
[nach Oben]
Flug
Taktik/Flugpraxis
Wie entscheidest du im Flachland, wann du nun losfliegst? Muss man zuerst
lange vor Ort fliegen...?
Grundsätzlich gilt, dass man immer bis an die Basis
aufdrehen muss (vor allem im Flachland), bevor man weiterfliegt. Einmal
an der Basis, ist es dann ein Abwägen. Man fliegt dorthin, wo man
aufgrund des eigenen Wissens und der Erfahrung wieder Steigen erwartet (Wolke,
Abrisskante, Bodenbeschaffenheit, Konvergenz usw.). Am Anfang ist es
natürlich günstig, irgendwohin zu fliegen, wo bereits andere Piloten
steigen. Beim Abfliegen hat man nie die Sicherheit, dass es dann an dem
angepeilten Ort wieder steigt. Deshalb sollte man schon vorher auch für
diesen Fall einen Plan haben. Wieder zurück an der Basis, geht das Spiel
so weiter. Im Flachland fliegt man halt mehr nach den Wolken und
beobachtet z.B. Vögel oder Schatten am Boden, da die Schattengrenzen oft
Abrisskanten bilden. Bei uns in den Alpen gibt eher das Relief die
Abrisskanten vor.
Nach welchen Faktoren ausser dem Ziel des Fluges
bestimmst du nach dem ersten aufdrehen die Richtung und die Geschwindigkeit
des Wegflugs vom Hausbart?
Da ich weiss, dass ich mit meinem Gleitschirm bei
Steigwerten von über 2m/s und bzw. oder bei Gegenwind etwa halb
beschleunigen muss, um bei der nächsten Thermik möglichst hoch und
schnell anzukommen, beobachte ich während des Steigens diese Werte, so
kann ich beim Losfliegen optimal beschleunigen
Was machst du, wenn du merkst, dass du im Lee landen
musst.? Rotore usw.
Eigentlich schaue ich immer, dass ich nie in eine
solche Situation komme. Dafür habe ich immer ein paar Landeplätze in
Aussicht, wo ich Notfalls sicher landen könnte. Trotzdem kommt es
manchmal vor, dass man im Lee landen muss. Dann schaue ich jeweils, dass
mein Schirm immer offen bleibt, was ich durch einen sehr aktiven
Flugstil erreiche.
Wenn du in eine Zone fliegst, die bekannt ist für
Konvergenzen, welche Taktik hast du um diese zu finden, nach welchen Zeichen
suchst du, und wenn du aus der Konvergenz gefallen bist, wie findest du sie
wieder?
Meistens werden Konvergenzen durch Wolken optimal
gekennzeichnet. Wenn es aber blau ist, muss man das Windsystem genau
kennen oder sich gut vorstellen können, um sich ein Bild von der Lage
machen zu können. Hinweise auf Konvergenzen findet man oft auch am Boden,
Rauch oder Windfahnen, welche gegeneinander zeigen z.B. Ich schaue bei
den Wettbewerben auch auf vorfliegende Piloten und beobachte, ob es
Unterschiede bei den gewählten Linien gibt.
Hältst du um jeden Preis an deiner geplanten Route
fest oder änderst du sie, wenn dir der Bauch sagt, es geht nicht wie
geplant? Darf man um solche Leistungen zu vollbringen überhaupt noch auf den
Bauch hören oder muss man sich strikte an die geplante Route halten?
Wenn ich eine neue Idee für eine mögliche Strecke
habe, schaue ich diese zuerst auf der Segelflugkarte oder einer
Reliefkarte genau an. Vor allem die Lage der Wendepunkte oder günstige
Querungsmöglichkeiten präge ich mir schon ein. Dann muss ich aber genug
flexibel sein, um bei wechselnden Bedingungen (Wind,
Wolkenabschattungen) nicht abzusaufen. Diese Entscheidungen sind
meistens spontan, eben aus dem Bauch raus. Natürlich kommt mir da die
Erfahrung immer mehr zu gute, so werden die "Bauchentscheide immer
sicherer!
Wenn du bei einem Steckenflug einen "Hänger" hast,
wie entscheidest du zwischen "kratzen, warten bis zur nächsten ev. nie
kommenden Ablösung" und "weitersurfen auf Konturenflug"?
Das Schwierigste ist, die Thermik an einer
bestimmten Stelle zu verstehen. Das hat natürlich viel mit Erfahrung zu
tun. Oft ist es jedoch dann so ein Bauchgefühl, ob man weiter fliegt,
wobei natürlich das Bauchgefühl auch auf Erfahrung basiert. Dazu kommt
noch das Glück, welches es bei solchen Entscheidungen auch immer
braucht.
[nach Oben]
Beschleunigen/Flächenbelastung
Mit welchem Gewicht gehst du an den Start? Bist du genau im Gewichtsbereich
deines Schirmes oder brauchst du Ballast?
Da bekanntlich die grösseren Schirme besser gehen,
fliege ich mit 5-8 Kg Ballast und bin so an der obersten Grenze meines
Schirmes. Wenn jedoch die Bedingungen schwach sind, steige ich nicht
mehr optimal, das merkt man dann schon.
Wenn du zwischen den Schläuchen mit dem Beschleuniger
fliegst, beschleunigst du da immer gleich oder änderst du das, um den pitch
zu kontrollieren und um Klapper zu verhindern und das Gleiten zu optimieren?
Um optimal zu gleiten, versuche ich, den Schirm
immer gerade über dem Kopf zu halten. Das erreiche ich durch so genannt
"aktives Fliegen". Sobald sich die Eintrittskante entlastet oder
der Schirm vorschiesst, gehe ich vom Gas (Beschleuniger). Bei starken
Entlasten bremse ich zusätzlich, manchmal für einen ganz kurzen Moment
sogar voll durch, wenn es die Umstände erfordern. Wenn sich
hingegen der Anstellwinkel vergrössert, sich also der Schirm aufstellt,
beschleunige ich etwas stärker. In der Praxis geht das alles sehr
schnell und passiert fast gleichzeitig.
Gleitest du bei leichtem Rückenwind beschleunigt oder
im Trimspeed während eines Streckenfluges?
Bei Rückenwind ist es grundsätzlich für die Polare
am besten, wenn du nicht beschleunigst. Erst bei starkem Sinken
kombiniert mit Rückenwind oder bei Gegenwind ist es sinnvoll, den
Beschleuniger bis halb zu treten. Bei starkem Gegenwind geben wir dann
auch mal Vollgas!
An einem Tag mit guten Bedingungen (wenig wind und
gute Thermik) wie viel Gas gibst du, um einen möglichst weiten XC Flug zu
machen?
Da ich meinen Omega Proto ausgemessen habe und die
Polare genau kenne, weiss ich auch, wie schnell ich fliegen muss, um
optimal zu gleiten. Bei meinem Schirm liegt die Geschwindigkeit des
besten Gleitens zwischen 50 und 60km/h, je nach Bedingungen. Das wird
jedoch bei deinem Schirm bestimmt anders sein.
Wie oft fliegst du mit dem Beschleuniger, fliegst du
immer mit Gas oder nur, um aus dem sinken raus zu kommen?
Wir fliegen bei Wettbewerben immer mit Gas, wenn das
Steigen über 1m/s ist oder wenn wir gegen den Wind fliegen. Aus
Gewohnheit fliege ich auch bei OLC Flügen immer beschleunigt, so bin ich
einfach schneller.
[nach Oben]
Flugbedingungen/Thermik
Wenn du in einem Gebiet fliegst, das du nicht kennst, auf was schaust du am
meisten um Thermik/Steigen zu finden?
Die Thermik funktioniert zum Glück auf der ganzem
Welt gleich. Wenn man das mal verstanden hat, Thermik in den Bergen,
Flachlandthermik und die Kombination der beiden, dann ist es nicht mehr
so schwierig. Zu beachten ist immer der Wind, welcher lokal sehr
unterschiedlich sein kann. Die Frage ist dann auch, wie und wohin er die
Thermik versetzt. Besonders achte ich auf die Landemöglichkeiten, um
mich nicht in einem unbekannten Gebiet in eine unlandbare Zone zu
manövrieren. Deshalb schaue ich stets, wo ich notfalls landen könnte.
Wenn du in der Luft bist, erhältst du Infos über die
lokale Wetterentwicklung von einer Person am Boden oder ist es unwichtig im
Voraus zu wissen, was man in 100km Entfernung antreffen wird?
Während dem Flug erhalte ich nie Informationen von
Aussen, da ich eigentlich keinen Funk verwende und auch keine
Wetterdummys entlang der geplanten Route stationieren kann.
Grundsätzlich schaue ich das Wetter am Morgen genau an. Dazu gehört die
allgemeine Lage, Thermik-, Sonden- und Windwerte, Prognosen und ev.
Gefahren. Eine gute Thermikprognose für die Schweiz ist der Regtherm
(prognostische Thermikmodellierung für alle Regionen) und die
schweizerische Segelflugprognose (für die ganze Schweiz). Einen guten
Überblick über all diese Seiten finde ich unter
www.chilloutmeteo.com. Im Flug beobachte ich das Wetter dann ebenfalls
sehr genau, so dass ich auch frühzeitig auf Veränderungen reagieren kann
(cb`s umfliegen oder bei aufkommendem Föhn frühzeitig landen gehen). Da
sich jedoch ein sehr guter Streckenflugtag durch eine stabile
(beständige) Wetterlage auszeichnet, ist an solchen Tagen auch die
Thermik über grosse Distanzen gleich oder ähnlich.
In mittlerer Thermik: Wo findest du am meisten
Instabilität/Steigen, unten, am Anfang der Thermik, in der Mitte oder oben
bevor du zum Schlauch rausfliegst?
Die Thermik muss sich zuerst sammeln, das geschieht
meistens am Hang. Über dem Relief vereinigt sie sich dann und deshalb
wird das Steigen stärker. So versuche ich stets, über den Bergen oder
den Hügeln zu fliegen, um von der stärkeren Thermik zu profitieren. Die
Turbulenz hingegen hängt nicht so stark von der Höhe ab. Tendenziell
sind Schläuche am Rand turbulenter, weil es Reibung mit der
Umgebungsluft gibt. Deshalb kann es beim Ein- und Ausfliegen in der
Thermik zu Klapper kommen, was durch einen aktiven Flugstil verhindert
werden kann. Zudem wird die Turbulenz der Thermik auch durch den
vorherrschenden Luftdruck bestimmt. Je höher der Luftdruck, umso
turbulenter ist die Thermik, weil sie durch allgemein sinkende
Umgebungsluft aufsteigen muss. Die turbulenteste Thermik ist natürlich
die Lee-Thermik, sie ist jedoch oft auch die stärkste, weil sich die
warme Luft an Windgeschützten Orten besser sammeln kann.
[nach Oben]
Körperlich/Mental/Verpflegung
Während langen Flügen bist du vom Start bis zur Landung voll konzentriert
oder hast du auch unkonzentrierte Phasen oder Phasen, wo du entmutigt bist?
Wenn ja, wie gehst du damit um? Was machst du?
Wenn ich mir ein Ziel setzte, gebe ich alles, um
dieses zu erreichen. Dabei bin ich voll konzentriert und auch motiviert,
so fliege ich auch sicherer, da ich sehr aufmerksam bin und immer genau
weiss, was abgeht. Wenn es dann mal nicht nach Plan läuft und eine
schwierige Stelle ansteht, denke ich meistens, wie schön es eigentlich
ist, in der Luft zu sein und so ein Hobby ausüben zu dürfen (und
nehme so mir selber Druck weg). In dieser Phase will ich es nur noch
geniessen, solange ich kann, (und bin froh, dass ich es soweit geschafft
habe) bis ich dann wieder an der Basis bin. Anschliessend schalte ich
den Modus wieder um und es geht weiter...
Nach einem langen Flug hatte ich Schwierigkeiten beim
Landen weil ich erschöpft und müde war. Wie machst du es, dass du während
deinen langen Flügen fit und umsichtig bleibst, auch wenn du müde bist?
Wenn Du ein Ziel hast, bist Du bereit, alles
Mögliche zu geben, um es zu erreichen! So auch bei der Landung. Da gebe
ich noch mal alles, um meinen Landeanflug sicher zu planen und
auszuführen. Bei sehr langen Flügen, mache ich vor dem Aufsetzten erst
Gehübungen in der Luft, um die Beine optimal für die Landung
vorzubereiten und etwas aufzuwärmen.
Auf langen Flügen gibt es immer Schlüsselstellen,
welche die guten von den Schlechten Piloten auslesen. Welchen Rat gibst du,
um solche Schlüsselstellen zu bestreiten?
In solchen Situationen ist es nicht selten so ein
Bauchgefühl, welches dir hilft, Schlüsselstellen zu meistern. Eine
solche Intuition entwickelt sich jedoch auch erst mit zunehmender
Erfahrung. Zudem hat es mir auch geholfen, meine Fehler in solchen
Situationen nach der Landung konsequent zu analysieren, damit ich beim
nächsten Mal nicht wieder den gleichen Fehler begehe.
Welche Nahrung und Getränke nimmst du auf deine
OLC-Flüge mit, die ja zeitintensiver sind als Wettkampfflüge?
Nur Wasser aus dem Camelbag und Getreideriegel. Das
ist alles.
Deine Flüge gehen über hunderte von Kilometern. Wie
gehst Du dabei mit Sperrzonen, Flughafen etc. um. Hast Du überhaupt die
Möglichkeit diese Richtlinien immer einzuhalten?
Bei der Vorbereitung schaue ich immer die
Segelflugkarte an und präge mir Sperrzonen möglichst genau ein. Bei
bestimmten Geräten kann man die CTRs sogar aufs GPS laden. Das Gerät
warnt dann in der Luft automatisch. Auf dem GPS Track, welcher als
Dokumentation gilt, wird der ganze Flug, inkl. Höhe, aufgezeichnet, und
jede Übertretung ist sofort sichtbar. OLC-Flüge, welche durch Sperrzonen
führen, gelten nur bis zu dem Punkt, wo man in eine Sperrzone einfliegt.
Deshalb ist es eben wichtig, diese Zonen genau zu erkennen und zu
umfliegen.
Wie löst du das Problem des Harndrangs auf deinen
langen Flügen?
Früher habe ich vor Flügen nur sehr wenig getrunken.
Auf längeren Flügen über fünf Stunden merkte ich jedoch, dass die
Konzentration aufgrund des Flüssigkeitsmangels nachliess, deshalb
benutze ich heute ein Urinom, was aber auch etwas Training verlangt :-).
Ein Urinom ist ein Präservativ mit Abflussschlauch. Diese können in
grösseren Apotheken (Schweiz) bezogen oder bestellt werden und kosten im
Verhältnis zum Nutzen relativ wenig.
[nach Oben]
Material
Chrigels Proto
Jetzt da du der Champion bist - wie viel hat dir dein Schirm geholfen?
Es hat sich schon immer gezeigt, das es einen Top
Schirm braucht, um an der Spitze mitfliegen zu können. Natürlich hat
auch mir mein Omega Proto viel geholfen. Noch wichtiger für mich ist
jedoch das Wohlbefinden unter dem Schirm. Nur wenn ich mich extrem wohl
und sicher fühle unter dem Schirm, kann ich dessen Leistung voll
ausnützen. So gesehen ist der Erfolg das Resultat dieses Zusammenspiels.
Was hat dein Wettkampf-Proto für eine Gleitzahl?
Wettkampfpiloten sprechen nur sehr ungern über die
genauen Gleitzahlen ihrer Wettkampfgeräte, da diese sehr schwer zu
ermitteln und auch nicht so relevant ist. Um bei den heutigen
Wettkämpfen jedoch mithalten zu können, müssen die Geräte Gleitzahlen im
Bereich von deutlich über 10 besitzen.
Um zu gewinnen, fliegst du mit Trimmern und einem
Beschleuniger - wie setzt du die beiden ein?
Mit Trimmern fliege ich höchstens bei Testflügen von
neuen Prototypen. Im Wettkampf setzte ich nur den Fussbeschleuniger ein,
um bei einer Störung (Klapper) schnell wieder die 0- Position zu haben.
[nach Oben]
Gleitschirmkategorien im Vergleich
Was denkst du - wärst du mit einem SIGMA 6 gleich erfolgreich - oder ist der
Unterschied zu deinem Schirm zu gross?
Durch die hohe Leistung von meinem Omega Proto habe
ich schon Vorteile. Mit dem Sigma 6 würde ich an einem Tag weniger weit
fliegen. Aber an guten Tagen wären solche Strecken auch mit dem Sigma 6
möglich! Es braucht halt etwas mehr Zeit. Meine
Durchschnittsgeschwindigkeit ist halt bei gleichem Sinken mit dem Omega
höher, was sich natürlich direkt auf die Distanz auswirkt.
Empfiehlst Du zum Streckenfliegen einen 1-2er oder
einen 2er. (Vertrauen gegen Leistung) Belastest du deinen Schirm eher am
unteren oder oberen Ende?
Das Wohlbefinden am Schirm ist das Wichtigste. Ich
lege auch Wert darauf, meinen Schirm genau zu kennen, um so in extremen
Flugsituationen oder bei starken Bedingungen sicher unterwegs zu sein.
Nur dann kann ich die volle Leistung auch nutzen und weite Streckenflüge
realisieren. So gesehen würde ich zugunsten von Vertrauen sogar auf
Leistung verzichten. Mit mehr Flächenbelastung hast du nicht nur mehr
Leistung und einen stabileren Schirm, sondern auch einen Schirm, der bei
Klappern sehr dynamisch reagieren kann. Zudem zeigt sich, dass die
meisten Schirme bei hoher Flächenbelastung nicht mehr optimal steigen,
was man dann bei schwachen Bedingungen schon merkt.
Wie weit wärst Du z.B. Ende August bei deinen
Superflügen mit einem Epsilon gekommen? Wie oft hat Dir der Wettkampfschirm
bei diesen Flügen noch zum Weiterkommen verholfen, wo Du mit dem 1-2er
abgesoffen wärst? Denkst Du, dass Du an einem Hammertag mit dem Epsilon auch
200 km schaffen kannst?
Da ich den Epsilon 5 von den vielen Testflügen her
sehr gut kenne, kann ich sagen, dass ich damit nicht abgesoffen, sondern
lediglich ein paar km/h langsamer unterwegs gewesen wäre. Es braucht
halt einen Tag, an dem man lange fliegen kann, dann liegen die 200 km
auch mit dem Epsilon 5 drin... Viel Spass beim Üben!
In wiefern ist der Epsilon 5
OLC-Streckenflugtauglich?
Wenn Du dich an deinem Epsilon 5 sehr wohl fühlst,
kannst du viel weiter fliege, als wenn Du an einem Hochleister ein
ungutes Gefühl hast. Denn so kannst du den Epsilon 5 auch voll ausnutzen
und Gas geben! Gerade im beschleunigten Flug ist der Schirm sehr stabil
und hat trotzdem noch eine sehr gute Leistung. Da wir bei unseren
Testflügen auch mal kleinere Strecken geflogen sind, kann ich sagen,
dass auch mit diesem Schirm viel möglich ist.
Angenommen, du würdest mit einem, sagen wir mal,
Serien-Hochleister wie z.B. dem Omega 6, an deine weiten Flüge herangehen,
wie weit wären sie?
Es kommt immer auf den Tag an. An einem guten Tag,
wo man lang fliegen kann, wären sie gleich weit, ich wäre vielleicht
etwas langsamer unterwegs, denn der Vorteil meines Omegas ist, dass
er vor allem im beschleunigten Gleiten in der Thermik eine etwas bessere
Leistung hat.
[nach Oben]
Persönliches/Ausblick
Wie viele Flugstunden fliegst du im Jahr und wie viele akkumulierte Km?
Letztes Jahr habe ich 423 Flüge und 410 Stunden
gemacht. Dieses Jahr habe ich nicht mehr darauf geschaut, jedoch sind es
in etwa gleich viele. Für den OLC 2005 habe ich 6 Flüge eingereicht,
welche zusammen 1242 km ergaben. Dazu kommen nochmals ungefähr ebenso
viele Kilometer von allen Wettkämpfen.
Ich bewundere deine riesigen FAI Dreiecke im Wallis.
Was denkst du: Wird ein FAI über 250 km möglich sein ?
Ja, das ist meiner Meinung nach möglich. Bei meinem
226 FAI-Dreieck war ich nur 8 Std. unterwegs, und die Bedingungen waren
eher durchschnittlich (spät gestartet und früh gelandet). An einem guten
Tag kann man schon 10 Stunden in der Luft sein, somit würde sich bei
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 28 Km/h eine potentielle Strecke
von 280 Km ergeben. Dazu braucht es aber auch etwas Glück und vor allem
einen super Tag.
Warum fliegst du nicht mal mit einem Serienschirm,
z.B. Epsilon 5, einen CCC-Flug. Es wäre interessant, was ein "Crack" wie du
so aus einem Serienschirm "herauskitzelst" ?
Für mich war bisher immer die Motivation, die
weitest mögliche Strecke zu fliegen. Um dieses Ziel zu erreichen fliege
ich auch mit dem für mich bestmöglichen Material. Ich kann mir aber
schon vorstellen, dass es auch für mich sehr interessant wäre, mal zu
schauen, wie weit ich mit dem Epsilon 5 fliegen könnte. Man kann auch
mit einem Epsilon 5'200 km weit fliegen, man braucht halt etwas länger
dafür und wäre mit einem besseren Schirm am gleichen Tag noch weiter
geflogen.
Planst du deinen Europa Streckenrekord zu verlängern?
Ein Rekord ist immer da, um gebrochen zu werden. Mal
schauen, was sich ergibt in der nächsten Saison.
[nach Oben]
Konkrete Fragen zu Streckenabschnitten
Was braucht es für meteorologische Bedingungen, um
vom Niesen ins Wallis zu fliegen?
Ruhige Hochdrucklage, also wenig Wind und viel
Thermik, welche von früh bis spät zieht, mit einer Basis von über 3000
m.ü.M.
Bitte beschreibe, wie du bei deinem Flug am
27.05.2005 vom Niesen aus beide Überquerungen des Alpenhauptkammes vom
Berneroberland ins Wallis und zurück geschafft hast.
Wenn die Basis hoch genug ist, dann sind auch die
Alpenüberquerungen einfacher. Das war an diesem Tag der Fall, denn die
Basis war auf ca. 3500 m.ü.M, und es herrschte allgemein wenig Wind. Bei
diesem Flug flog ich über den Sanetschpass ins Wallis und über den
Rawilpass wieder zurück ins Berner Oberland.
Was denkst du, ist es möglich im Jura 200 km mit dem
Gleitschirm zu fliegen? Ich denke, dass man an einem aussergewöhnlichen Tag
8 h fliegen könnte.
Ja, das ist sicher möglich, da ja bereits vor
mehreren Jahren Flüge von bis zu 180 Km realisiert wurden. Die übliche
one way Richtung (Ost nach West) bedingt eine schwache Bisenlage, bei
allgemein schwachem Wind ist sicher ein Zielrück (flaches Dreieck) auch
sehr interessant. Auch da wurden bereits Flüge von über 150 Km erfolgen.
Wenn du nun von den 8 Stunden ausgehst, bräuchte es einen 25 km/h
Schnitt, um 200 km weit zu kommen, was durchaus realistisch ist. Viel
Glück beim Ausprobieren!
[nach Oben]